Fondation Martin Bodmer pour un prix Gottfried Keller

Fondazione Martin Bodmer per un premio Gottfried Keller

Fundaziun Martin Bodmer per un Premi Gottfried Keller

Preisträger / innen

Preisträger und Preisträgerinnen seit 1922

 

Gottfried keller-preis 2010-2022

Die Martin Bodmer-Stiftung ehrte die 1968 geborene Schriftstellerin mit dem 41. Gottfried Keller-Preis. Die Schmalheit von Noëlle Revaz Werk – sechs Bücher, davon drei Romane, in rund fünfzehn Jahren – hängt mit dem Anspruch zusammen, den sie an ihre Bücher stellt und der aus ihr eine der grossen zeitgenössischen Autorinnen französischer Sprache macht.

Die Martin Bodmer-Stiftung vergab im Jubiläumsjahr 2019 zum 200. Geburtstag von Gottfried Keller je einen Gottfried-Keller-Preis an Thomas Hürlimann und Adolf Muschg. 

 

Zur Feier des 200. Geburtstages von Gottfried Keller und dem 100. Jubiläum der Initative zur Verleihung des Gottfried Keller-Preises, die zur Gründung der Martin Bodmer-Stiftung führte,  stellte die Stiftung Wirken und Wirkung des Dichters ganz ins Zentrum ihrer Preisvergabe. Sie ehrte mit zwei Gottfried Keller-Preisen die Autoren Thomas Hürlimann und Adolf Muschg.

 

Damit zeichnete sie zwei Persönlichkeiten der Schweizer Literatur aus, deren Werk bis heute zentrale Bezüge zu Gottfried Keller ins Spiel bringt und die Keller-Rezeption mit ebenso eigensinnigen Beiträgen wie substanziellen Studien im Bewusstsein ihrer Zeitgenossen verankert. Ihre Beiträge im Jubiläumsjahr unterstreichen Kellers Aktualität auf eindrückliche Weise. Beide Autoren haben Keller in eigenen Theaterstücken auf die Bühne gebracht und den Echoraum seiner Romane auf polyphone Weise in ihren eigenen Werken der Gegenwart anverwandelt.

 

Thomas Hürlimann inszenierte Kellers Flucht vor den offiziellen Feierlichkeiten zu seinem 70. Geburtstag in seinem Stück "Das Lied der Heimat" (1988) und entfaltet in seinem letzten Roman "Heimkehr" zahlreiche Bezüge zu Kellers Roman "Der grüne Heinrich", zudem legt er diesen Sommer sein "Keller-Lesebuch" vor.

 

Adolf Muschg hat Keller mit seinem Theaterstück "Kellers Abend" (1975), das am Vorabend von Kellers Amtseinsetzung als Staatsschreiber spielt, und seiner 1977 erschienen Keller-Biografie ein Denkmal gesetzt. Seither kam er in verschiedenen Vorträgen und Auftritten, wie etwa im Literaturclub des SRF, auf dessen Wirken zurück. Mit seinem aktuellen Roman "Heimkehr nach Fukushima" erkundet er die sinnliche Dialektik von Eros und Thanatos im Schatten einer aktuellen Katastrophe.

 

Die Vergabe der beiden Preise bringt diese herausragenden Stimmen der Schweizer Literatur in einen Dialog, der zugleich auf dialektische Weise unterschiedliche politische Positionen deutlich macht, die in Kellers Werk angelegt sind, und sie im Gemeinsamen ihrer Leidenschaft für den facettenreichen Autor versöhnt. Als Radikal-Liberaler hat sich Keller literarisch und politisch für diesen Staat engagiert, in den späten Jahren prangerte er den Verrat an den politischen Idealen von 1848 und den hemmungslosen Kapitalismus der Gründerzeit an. In diesem Sinn steht die ausserordentliche Preisverleihung von 2019 im Zeichen der Dialektik und Versöhnung.

 

Die Preisverleihung und ein Gespräch zwischen den Autoren über Gottfried Kellers Aktualität fand am Samstag, 7. September 2019, in Zürich statt.

 

Pietro De Marchi erhielt am 22. Oktober 2016 den Gottfried-Keller Preis für seinen neuen Gedichtband «La carta delle arance», der im Oktober bei Edizioni Casagrande erschienen ist.

 

Das Luftig-Weite seiner Lyrik, die Abstecher in die Tiefen der eigenen und der universellen Geschichten seiner Erzählprosa, die grosse Gabe zuzuhören, von der seine Essays zeugen – all diese Instrumente, die De Marchi in seinen vorangegangenen Publikationen zunehmend verfeinert hat, geraten hier in Resonanz und bilden zusammen eine reife, klare und zugleich klangvolle Stimme. Sie ist leicht, ja, aber eher in dem Sinn, dass sie von der Erde abheben, in die Höhe fliegen will. Auch als spielerisch könnte man sie bezeichnen, doch ist es ein Spiel mit dem Feuer – mit den Irrlichtern der Verstorbenen, mit Stahl und Feuer der Geschichte, mit der Wärme des Lebens.

 

Eine ungewöhnliche Stimme der italienischsprachigen Lyrik: Die Sprache wie auch viele der Bezüge, seine Meister und die vornehmlich in der Provinz gelegenen besuchten Orte sind Italienisch. Gleichzeitig ist die Stimme aber reich an französischen, deutschen und englischen Einflüssen, an Übersetzungen, Rhythmen und Liedern. Sie ist der Arbeit mit der Form gegenüber genauso offen wie der Prosa, der Vermischung von Genres, dem Zusammenprall von Realität und Fiktion. Eine lebendige Stimme, die wie alles Lebendige nach und nach wächst, die atmet, schweigt, sich wandelt und erneut zu Wort meldet. (Vanni Bianconi)

 

Das Autorenkollektiv erhielt am 17. Januar 2014 das Preisgeld von 

30'000 Franken für seine originelle und erfolgreiche Vermittlung von Literatur. 

 

Die Martin Bodmer-Stiftung für einen Gottfried Keller-Preis verleiht ihren 37. Gottfried Keller-Preis an das Autorenkollektiv «Bern ist überall» für seine originelle und erfolgreiche Vermittlung von Literatur über die Sprachgrenzen hinweg. Die Autorengruppe hat sich 2003 gegründet und besteht mittlerweile aus über einem Dutzend Autorinnen und Autoren aus drei Sprachregionen, die in verschiedenen Landesteilen und in wechselnden Konstellationen auftreten. Mitglieder sind u.a. Pedro Lenz, Noëlle Revaz, Beat Sterchi und Arno Camenisch.

 

Kennzeichen der experimentierfreudigen Spoken Word-Formation sind der Gruppenauftritt, die Mündlichkeit und Mundart, der gelegentliche Einsatz von Musikinstrumenten, die Sprachenfülle sowie kollaborative Arbeitsformen. «Bern ist überall» trägt wesentlich zu einer lebendigen und innovativen Schweizer Literaturszene bei. Laudatio von Corina Caduff

 

2010  Gerold Späth

* 16. Oktober 1939 in Rapperswil

Erzähler, Dramatiker

Späth erhielt am 8. Mai 2010 25’000 Franken für sein Werk.

 

 

 

Gottfried keller-preis 2000-2009

 

2007  Fabio Pusterla 

* 3. Mai 1957 in Mendrisio
Lyriker, Essayist, Übersetzer
Pusterla erhielt am 21. April 2007 25’000 Franken für sein Werk

 

2004  Klaus Merz

* 3. Oktober 1945 in Aarau
Schriftsteller
Merz erhielt am 13. März 2004 25’000 Franken für sein Werk.

 

2001  Agota Kristof

* 30. Oktober 1935 in Csikvánd H, † 27. Juli 2011 in Neuenburg 
Schriftstellerin
Kristof erhielt am 3. November 25’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

 

Gottfried keller-preis 1990-1999

 

1999  Peter Bichsel

* 24. März 1935 in Luzern
Erzähler, Publizist
Bichsel erhielt am 13. November 25’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

1997  Giovanni Orelli

* 30. Oktober 1928 in Bedretto TI, † 3. Dezember 2016 in Lugano
Erzähler
Orelli erhielt am 8. November 25’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

1994  Gerhard Meier

* 20. Juni 1917 in Niederbipp BE, † 22. Juni 2008 in Langenthal
Lyriker, Erzähler
Meier erhielt am 19. November 20’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

Aus Meiers Dankesbrief vom 26. September 1994:
Ihr Brief hat mir Freude gemacht. Gottfried Kellers «Grüner Heinrich» (2. Fassung) und

Robert Walsers «Jakob von Gunten» sind für mich die zwei Bücher aus der Schweiz,
welche zu den paar Büchern gehören, mit denen ich gelebt habe.

 

1992  Erika Burkart

* 8. Februar 1922 in Aarau, † 14. April 2010 in Muri
Lyrikerin, Erzählerin
Burkart erhielt am 6. Januar 20’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

Aus dem Dankesbrief von Erika Burkart an Daniel Bodmer vom 15. November 1991:
Ihr Brief bereitet mir ganz grosse Freude. Die Anerkennung beglückt, der Gedanke, dass man materiell etwas unbelasteter sein wird – freier für die geistige Arbeit – hilft auf. Auch wird man, so reich beschenkt, auf Momente zum Kind, dem eine Fee Wünsche gewährt. Seit Jahrzehnten arbeite ich im Abseits einer noch stillen Landschaft, die ich liebe. Die Verwunderung, dass man trotzdem gesehn wird, ist tief, und tief die Dankbarkeit.

 

 

Gottfried keller-preis 1980-1989

 

1989  Jacques Mercanton

* 16. April 1910 in Lausanne, † 27. April 1996 in Lausanne
Literaturwissenschaftler, Erzähler
Mercanton erhielt am 12. Mai 15’000 Franken für das literarische und literaturkritische Werk.

 

1985  Herbert Lüthy

* 15. Januar 1918 in Basel, †16. November 2002 in Basel
Historiker
Lüthy erhielt am 29. November 15’000 Franken für historische Arbeiten, Übersetzungen und Essays.

 

1983  Hermann Lenz

* 26. Februar 1913 in Stuttgart, † 12. Mai 1998 in München
Erzähler
Lenz erhielt am 2. Dezember 18’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

Lenz dankte am 11. November 1983:
Mich freut’s «arg», wie man auf Schwäbisch sagt. Als junger Mensch hab ich jedes Jahr über den Bodensee geschaut und wär gerne drüben gewesen, übrigens als Schweizer. Und immer noch ist für mich die Schweizer Staatsangehörigkeit die begehrenswerteste.

 

1981  Philippe Jaccottet

* 30. Juni 1925 in Moudon VD, † 24. Februar 2021 in Grignan (F)
Übersetzer, Essayist
Jaccottet erhielt am 8. Dezember 18’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

 

Gottfried keller-preis 1970-1979

 

1979  Max Wehrli

* 19. Juli 1909 in Zürich, † 18. Dezember 1998 in Zürich
Literaturwissenschaftler
Wehrli erhielt am 17. September 15’000 Franken für das literaturwissenschaftliche Werk.

 

1977  Elias Canetti

* 25. Juli 1905 in Russe, Bulgarien, † 14. August 1994 in Zürich
Schriftsteller, Nobelpreisträger
Canetti erhielt am 19. Dezember 15’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

1975  Hans Urs von Balthasar

* 12. August 1905 in Luzern, † 26. Juni 1988 in Basel
Theologe, Kardinal
Balthasar erhielt am 20. Dezember 15’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

1973  Ignazio Silone

* 1. Mai 1900 in Pescina I, † 22. August 1978 in Genf
Schriftsteller
Silone erhielt am 26. November 12’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

1971  Marcel Raymond

* 20. Dezember 1897 in Genf, † 28. November 1981 in Genf
Literaturwissenschaftler
Raymond erhielt am 27. November 10’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

 

Gottfried keller-preis 1960-1969

 

1969  Golo Mann

* 27. März 1909 in München, † 7. April 1994 in Leverkusen D
Historiker
Mann erhielt am 14. Dezember 10000 Franken für das Gesamtwerk.

 

Aus den Dankesworten vom 13. Dezember 1969:
Gestehen will ich, dass etwas von Beschämt-Sein sich mit darein mischt; vielleicht habe ich von meinem Vater, beileibe nicht den epischen Genius, wohl aber die Skepsis gegenüber der eigenen Leistung geerbt. Wenn jedoch Andere, und Andere, die etwas verstehen, es anders sehen, wie sollte ich mich nicht freuen? ... Das Land ist mir wirklich zur zweiten Heimat geworden, stetig, nach einem ersten Höhepunkt fast leidenschaftlicher Zuneigung vor 30 Jahren. Ich hatte sie mit einer von mir sehr verehrten und geliebten Freundin gemein, die glaube ich auch die Ihre war, Ricarda Huch. Unter den Geschichtsschreibern ist sie es, deren Werk mir bei meinen Arbeiten am häufigsten vorgeschwebt hat.

 

1967  Edzard Schaper

* 30. September 1908 in Ostrowo/Posen PL, † 29. Januar 1984 in Bern
Erzähler, Übersetzer
Schaper erhielt am 30. Oktober 10’000 Franken für das Gesamtwerk.

 

1965  Meinrad Inglin

* 28. Juli 1893 in Schwyz, † 4. Dezember 1971 in Schwyz
Erzähler
Inglin erhielt am 22. Oktober 10000 Franken für das Gesamtwerk.

Inglin dankt am 26. Oktober 1965:
Anerkennung, Missverständnisse, Lob und Tadel begleiten den Schaffenden bis ins Alter. Er wird bei alledem die Zuversicht gewinnen und bewahren, dass sich am Ende zeigen muss, was von seinem Werke wert ist, ihn selber zu überdauern. Trotzdem wird er die Hoffnung kaum je verlieren, dass unabhängig von Erfolg und Misserfolg auch die paar wirklich Einsichtigen, Urteilsfähigen ihm noch bei Lebzeiten ihren Segen erteilen. Zu diesen wenigen gehörte für mich schon längst der Gründer und spiritus rector der «Corona», der eine grossartige Ernte einbrachte und sich mit eigenen Beiträgen (über Andersen, über die Lagerlöf) legitimierte, der Kenner und Sammler der Weltliteratur, der Stifter des Gottfried Keller-Preises mit seiner offenbaren Entschlossenheit, immer nur das Preiswürdigste auszuzeichnen.

 

1962  Emil Staiger

* 8. Februar 1908 in Kreuzlingen, † 28. April 1987 in Horgen ZH
Germanist, Literaturwissenschaftler, Übersetzer
Staiger erhielt am 30. März 10’000 Franken für das Gesamtwerk, vor allem für die Goethe-Monographie (Zürich 1952-1959).

 

Aus dem Dankesschreiben vom 31. März 1962:
Das führt mich zu dem besonderen Charakter des Gottfried-Keller-Preises. Ich bin mir im Klaren darüber, daß mir damit in der Öffentlichkeit ein neuer, höherer Rang zugesprochen wird, an den ich mich erst gewöhnen muß. Was mich aber noch mehr erfreut, ist die Reihe der bisherigen Preisträger, in die Sie mich aufgenommen haben. Ich bekenne Ihnen aufrichtig: es ist jene Gemeinschaft der Geister, der seit vielen Jahren meine tiefste Liebe und Bewunderung gehört, in deren Nähe mich immer wieder das Gefühl von seelischer Heimat erfüllt, wenn sonst der Tag nur Goethes Wort von der «verwirrenden Lehre zu verwirrtem Handel» zu bestätigen scheint. Diesem Geist die Treue zu halten und mich nicht verwirren zu lassen, bin ich entschlossen.

 

 

Gottfried keller-preis 1950-1959

 

1959  Maurice Zermatten

* 22. Oktober 1910 in St. Martin VS, † 11. Februar 2001 in Sitten
Schriftsteller
Zermatten erhielt am 12. November 8000 Franken für das Gesamtwerk.

 

1956  Max Rychner

* 8. April 1897 in Lichtensteig SG, † 10. Juni 1965 in Zürich
Literaturkritiker, Lyriker
Rychner erhielt am 30. November 8000 Franken für das literaturkritische Werk.

Rychner dankte Martin Bodmer am 5. Dezember 1956:
Ich entsinne mich so gut der frühen Jahre, als Sie jung und suchend in denselben Hörsälen der Universität wie ich nach einem Platz spähten, ein zarter Mensch, zu dem es mich hinzog, was mir die törichte Hemmung: «Er wird es missverstehen – Er wird glauben, ich erhoffe etwas von ihm», stets wieder durchquerte. Als Jüngling hat man ein übermässig reizbares und etwas verschrobenes Ehrgefühl, das es nicht erträgt, auch nur einen Augenblick nicht voll begriffen zu werden, und das es dann versäumt, an Begreifen das zu leisten, was ihm obläge. Es kamen die Jahre, wo ich mehrfach im «Freudenberg» Ihr Gast war, d.h. zunächst Gast Ihrer unvergesslichen, unvergessenen Mutter, die einem das Haus gleich so wohlig zu machen verstand. Sie haben damals Ihre Sporen verdient und die unbequeme Lehre auf sich genommen, grosse Männer zu empfangen; noch jetzt bin ich Ihnen dankbar dafür, dass Sie unserer Stadt einen Mittelpunkt gaben, den Sie seit Ihrem Weggang vermissen muss.

 

1954  Werner Kaegi

* 26. Februar 1901 in Oetwil ZH, † 15. Juni 1979 in Basel
Historiker
Kaegi erhielt am 16. Juli 6000 Franken für das Gesamtwerk.

Aus dem Dankesschreiben vom 16. Juli 1954:
Für die Ehrung durch den Gottfried Keller-Preis Ihrer Stiftung, die Sie meinen Arbeiten der vergangenen Jahre haben angedeihen lassen wollen, möchte ich Ihnen meinen herzlichen Dank zum Ausdruck bringen. Sie haben mir damit eine freundliche Hand geboten in einem Augenblick, da mich ein leises Grauen anwandeln wollte vor dem letzten Anstieg zur Vollendung des dritten Bandes meiner Burckhardt-Biographie. In diesen Momenten der Ermüdung sind so gütige Worte wie diejenigen Ihres Briefes eine reine Erquickung. ...Mit etwas mehr Ruhe und Freude, als es sonst geschehen wäre, hoffe ich nun in zehn Tagen eine Ferienreise durch Frankreich anzutreten und in den kommenden Jahren dank dem immer noch schätzenswerten materiellen Umfang Ihres Preises ein paar Studien- und Erholungsreisen in die Arbeit einschalten zu können, zu denen mir sonst die Mittel gefehlt hätten.

 

1952  Gertrud von Le Fort

*11. Oktober 1876 in Minden D, † 1. November 1971 in Oberstdorf D
Lyrikerin, Erzählerin
Von Le Fort erhielt am 12. November 6000 Franken für das Gesamtwerk.

Aus dem Dankesschreiben vom 16. November 1952:
Ich empfinde es aber nicht nur für mich, sondern auch für meine Heimat beglückend, daß eine so große Auszeichnung einer Deutschen zufallen konnte, denn wir sind uns doch hier immer noch schmerzlich bewußt, welche Schatten durch unser Land auf alle Länder unseres Erdteils fielen. So hat es mich denn auch besonders freudig bewegt, daß Sie in meinen Dichtungen den Ausdruck abendländischen Geistes und abendländischen Glaubens hervorheben, liegen mir beide doch im Blick auf die bedrohte Zukunft unsres Erdteils von Jahr zu Jahr tiefer am Herzen.

 

 

Gottfried keller-preis 1940-1949

 

1949  Rudolf Kassner

* 11. September 1873 in Gross-Pawlowitz/Mähren CZ, † 1. April 1959 in Sierre VS
Essayist
Kassner erhielt am 16. Dezember 6000 Franken für das Gesamtwerk.

 

1947  Fritz Ernst

* 14. Juni 1889 in Winterthur, † 26. März 1958 in Zürich
Literaturwissenschaftler, Essayist
Ernst erhielt am 12. September 6000 Franken für das Gesamtwerk.

Am 12. September 1947 dankte Ernst:
Zwar verlangt man von uns Menschen mit Recht, dass wir uns in erster Linie vor uns selber verantworten. Aber was könnte uns Säumige und Irrende besser trösten, als der Beifall der Trefflichsten, die sich weniger an die Unvollkommenheit des Ergebnisses, als an die glaubhafte Anstrengung halten?

 

1943  Robert Faesi

* 10. April 1883 in Zürich, † 18. September 1972 in Zollikon ZH
Schriftsteller, Literaturwissenschaftler
Faesi erhielt am 10. April 6000 Franken zum 60. Geburtstag.

 

 

Gottfried keller-preis 1930-1939

 

1938  Ernst Gagliardi

* 7. Januar 1882 in Zürich, † 22. Januar 1940 in Zürich
Historiker
Gagliardi erhielt am 22. Oktober 6000 Franken für die Geschichte der Schweiz.
Von den Anfängen bis zur Gegenwart (Zürich 1934-1937).

 

1936  Hermann Hesse​

* 2. Juli 1877 in Calw D, † 9. August 1962 in Montagnola TI
Erzähler, Lyriker
Hesse erhielt am 28. März 6000 Franken für das Gesamtwerk.

Aus dem Dankesbrief vom 29. März 1936:
Diese so unerwartete Auszeichnung trifft mich zu einer Zeit, in der ich die gewaltige Krise der deutschen Literatur am eigenen Leibe schwer zu spüren bekomme, und ist für mich darum eine doppelte Freude.
Wenn ich auch von meiner literarischen Leistung eher skeptisch denk (ich bin im Grunde mehr ein moralisch-religiöser als ein künstlerischer Charakter), so glaube ich doch wenigstens in Einer Hinsicht den Absichten und dem Sinn Ihrer Stiftung zu entsprechen: dadurch, dass sich in mir Schweizertum und sprachlich-kulturelles Deutschtum wirklich von Jugend an eng verbanden. Enkel einer Welsch-Schweizerin, Sohn eines um 1880 in Basel eingebürgerten Balten, habe ich neben dem baltischen Deutsch meines Vaters schon in der Kindheit sowohl die Basler als die schwäbische Mundart gehört, gelernt und gesprochen.

 

1933  Festgabe Universität Zürich


Zum hundertjährigen Bestehen erhielt die Universität am 3. Januar 8000 Franken.

 

1931  Hans Carossa

* 15. Dezember 1878 in Bad Tölz, † 12. September 1956 in Rittsteig bei Passau
Erzähler, Lyriker, Arzt
Carossa erhielt am 7. Juli 6000 Franken für das Gesamtwerk.

 

 

Gottfried keller-preis 1921-1929

 

1929  Josef Nadler

* 23. Mai 1884 in Neudörfl/Böhmen, † 14. Januar 1963 in Wien
Literaturwissenschaftler
Nadler erhielt am 5. November 6000 Franken für seine Literaturgeschichte der deutschen

 

Aus Nadlers Brief vom 9. November 1929:
In der Schweiz habe ich die besten und schönsten Jahre meiner Jugend verlebt. Ich habe dort Freunde und Schüler, wie ich hoffe, für das Leben gewonnen. Alles, was ich bin, verdanke ich dem Lebenskreise, den ich dort in jungen Jahren gefunden habe. Das eidgenössische Staatswesen hat mich zum Bewusstsein, zur Pflicht und zur Verantwortung wahrer staatsbürgerlicher Gesinnung erzogen. Nach dem Verlust meines Vaterlandes ist mir die Schweiz zum zweiten Vaterlande geworden wie sie das Geburtsland meiner Kinder ist.

 

1927  Charles Ferdinand Ramuz

* 24. September 1878 in Lausanne, † 23. Mai 1947 in Pully VD
Erzähler, Lyriker
Ramuz erhielt am 6. Oktober 6000 Franken für seinen Roman La beauté sur la terre

Ramuz dankte am 7. Oktober 1927:
Je me suis toujours efforcé (au milieu de beaucoup de malentendus) d’affirmer ma fidélité à ma petite patrie; il me plaît de me confondre à elle plus que jamais, aujourd’hui, où ce que vous voulez bien m’en dire me permet d’espérer que je ne me suis peut-être pas tout à fait trompé dans l’image que j’ai essayé de donner d’elle.

 

1925  Heinrich Federer

* 6. Oktober 1866 in Brienz BE, † 29. April 1928 in Zürich
Erzähler
Federer erhielt am 20. März 6000 Franken für den Roman Papst und Kaiser im Dorf

Aus Federers Dankesbrief vom 21. März 1925:
Was mich freut, ist nicht bloß das persönliche Beschenktsein, sondern in meiner Freude über den Preis dünkt mich zittert die Freude der vielen Andern und Verdientern mit, die nach mir den Genuß Ihrer edeln Stiftung erfahren werden.

 

1922  Jakob Bosshart

* 7. August 1862 in Stürzikon ZH, † 18. Februar 1924 Clavadel GR.
Erzähler.
Bosshart erhielt am 14. April 6000 Franken für seinen Roman Ein Rufer in der Wüste

Bosshart dankte an Ostern 1922:
Brauche ich Ihnen zu sagen, dass Sie mir mit der Verleihung des Preises, der den Namen des von mir tief verehrten Gottfried Keller trägt, eine grosse Osterfreude bereitet haben? Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für die mir zu Teil gewordene Ehrung! Ich nehme sie nicht für mich persönlich in Anspruch, sondern für das, was ich in meinem Roman bekannt und erstrebt habe und was vielen andern Suchenden in dieser wirren Zeit vorschwebt. Die ideelle Seite des Preises ist mir denn auch viel wertvoller als die klingende. Es entbehrt ja nicht der Ironie, dass dasjenige von meinen Büchern, in dem ich mich am deutlichsten gegen die Überschätzung der materiellen Güter ausgesprochen habe, gerade das ist, das mir von diesen Gütern am meisten bringt. Aber es ist mit den Preisen wie mit den Menschen, sie bestehen unzertrennlich aus Seele und Leib, jedoch die eigentliche Wirkung geht von der ersteren aus. So wird die von Ihnen ausgesprochene, weithin hörbare Anerkennung meinem Buch und dem, was es vertritt, den Weg zu den Menschen in unvergleichlicher Weise bahnen und wenn es das Volk, das es sucht, findet, so wird das zum guten Teil Ihr Verdienst sein. So will ich denn dankbar die Reihe Ihrer Preisgekrönten eröffnen, und ich spreche die Hoffnung aus, es werde noch mancher Schweizer Dichter aus der Martin-Bodmer Stiftung Ermutigung und Antrieb zum Schaffen empfangen, wie ich sie jetzt empfing, und die Stiftung werde für unser Geistesleben und für unsere liebe Schweizerheimat ein immer spürbarer Segen werden.